Kunstbetrachtung im Dialog, März 2020
In der Ausstellung „Salvador Dalí und Hans Arp – Die Geburt der Erinnerung“ im Arp Museum Bahnhof Rolandseck.*
Salvador Dalí, Traum verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Aufwachen, 1944, Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Als Grundlage unserer gemeinsamen Kunstbetrachtung diente folgendes Zitat von André Breton aus dem Jahr 1924, das die Ausstellung auch einleitet:
„Ich glaube an die künftige Auflösung dieser scheinbar so grundsätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität.“
Die Faszination, die Salvador Dalís Malerei immer noch ausübt, liegt sicher ein Stück weit darin begründet, dass sie diese beiden Zustände in einer Bildschöpfung sicht- und nachvollziehbar macht.
Das erklärt vielleicht auch das enorme Besucherinteresse und den Bekanntheitsgrad seiner Werk. Was die Ausstellung im Arp Museum jetzt aber ebenso eindringlich erlebbar macht, ist die spannungsvolle Gegenüberstellung des veristischen – oder kritisch-paranoischen – Surrealismus eines Salvador Dalí mit dem abstrakten – oder absoluten – Surrealismus eines Hans Arp.
Angesichts der motivischen Prägnanz von Dalís Malerei war bei unserem Rundgang immer wieder die erzählerische Kraft der Werke zu spüren, die wiederum Assoziationsketten motivierte, den genauen Blick einforderte und – gerade auch bei den kleinen Formaten – Überraschungen bereit hielt.
Dabei zeigen sich in den Jahren 1929 bis 1939 eine Reihe verblüffender Parallelen wie auch völlig unterschiedliche, künstlerisch motivierte Gestaltungsabsichten bei beiden Künstlern. So formulierte Arp kritisch über Dalís Malerei, sie spiegele das Leben nur wider, anstatt es selber zu erschaffen. Arp hingegen versuchte die erkennbare Gegenständlichkeit zu überwinden, um allgemeingültige Prinzipen, wie das des Wandels, der Metamorphose, in seiner konkreten Kunst zu formulieren. Ein hoher Anspruch, den die Ausstellung thematisiert und uns Betrachter*innen zur intensiven Wahrnehmung ermutigt.
Auch für uns Veranstalterin und Veranstalter war diese gemeinsame Kunstbetrachtung von besonderer Intensität, wofür unser Dank an alle Teilnehmer*innen geht.
Links zur Ausstellung:
https://arpmuseum.org/ausstellungen/wechselausstellungen/aktuell/salvador-dali-und-hans-arp.html
https://arpmuseum.org/media/pressemappe_die_geburt_der_erinnerung.pdf
https://www1.wdr.de/fernsehen/west-art/sendungen/dali-arp-museum-100.html
https://www.monopol-magazin.de/wohin-am-wochenende-376
*in Kooperation mit dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck