Kunstbetrachtung im Dialog, März 2024

 

In der Ausstellung „Günter Fruhtrunk – Retrospektive 1952 – 1982“ im Kunstmuseum Bonn.

 

aus der Ankündigung des Museums:

Anlässlich des 100. Geburtstags von Günter Fruhtrunk (1923-1982) zeigt das Kunstmuseum eine umfassende Retrospektive des deutschen Nachkriegskünstlers, die seine Werkentwicklung anhand von rund 60 Werken aus allen Schaffensphasen in den Blick nimmt. Fruhtrunks Arbeiten zeichnen sich durch klare Linien, geometrische Formen und kontrastreiche Farben aus. Wie kaum ein anderer Künstler seiner Zeit entwickelte er mit großer Präzision und faszinierender Beharrlichkeit eine eigene abstrakte Bildsprache, die er über die Jahre in vielfältigen Variationen perfektionierte.

Durch den Einsatz mathematischer Methoden wie geometrischer Berechnungen und Verhältnisgleichungen erzeugte er optische Täuschungen und ein Gefühl von Bewegung, Vibration und Flimmern in seinen Werken. Es entstanden enorm verdichtete, leuchtende Bilder, die sich der passiven Betrachtung entziehen und den Sehvorgang permanent herausfordern. Nicht zuletzt diese Bildsprache macht das Werk hochaktuell. Die Ausstellung beleuchtet die Werkentwicklung in drei großen Blöcken: Sie reflektiert das bislang wenig gezeigte Frühwerk Fruhtrunks zwischen 1950 und 1954, mit vorwiegend kleinen Formaten, auf denen geometrischen Formen frei im Raum schweben und in denen Bild und Motiv noch getrennte Ebenen darstellen. Der zweite Schwerpunkt beschäftigt sich mit den späten 1950er und 1960er Jahren, in denen Fruhtrunk seine geschichteten Streifenbilder entwickelte. Hier verschmelzen Bild und Motiv miteinander und die Farbe gewinnt immer deutlicher eine eigenständige Bedeutung. Den Abschluss bilden Werke aus den 1970er und frühen 1980er Jahren, in denen sich die Streifenstruktur zu Feldern und Flächen ausbildet und die Emanzipation der Farbe vollständig gelingt. 1970 entstand auch das ikonische blau-weiße Diagonalmuster der Aldi Nord Plastiktüte, das Fruhtrunk als Auftragsarbeit für den Aldi Konzern entwarf.